Aus Anlass des Atheist Day veröffentlichen wir heute erstmals eine Liste der Säkularen Gefangenen. Ziel dieser Aktion, die Projekt 48 zukünftig jedes Jahr für den 23. März plant, soll sein, die Aufmerksamkeit darauf zu lenken, dass weltweit immer noch viele Menschen für ein Bekenntnis zum Atheismus, die Kritik von Göttern und Heiligkeiten oder die Forderung nach einer säkularen Gesellschaftsordnung ins Gefängnis geworfen werden.
Dabei ist es nicht so, dass derartige Fälle überhaupt keine Beachtung finden. Raif Badawi, der mehrere Jahre in Saudi-Arabien im Gefängnis saß, weil er in seinen Artikeln Perspektiven für eine säkulare Entwicklung der arabischen Welt aufgezeigt und eingefordert hatte, erfuhr weltweite Unterstützung. Der Fall von Alexander Aan, einem indonesischen Blogger, der für die Äußerungen auf Facebook: „God does not exist“ eine Haftstrafe verbüßen musste, erreichte immerhin in säkularen und menschenrechtsorientierten Kreisen einige Bekanntheit. Aber es gibt bislang, soweit wir sehen, keine Stelle, die versucht, diese Fälle zusammenzutragen und die dahinterstehenden Schicksale zu dokumentieren.
Projekt 48 hat sich nun diese Aufgabe gestellt. Wir beginnen mit vier Fällen aus vier Ländern, die verschiedene Aspekte der Verfolgung säkularer Aktivist:innen zeigen. Natürlich sind das beiweitem nicht alle Menschen, die aufgrund ihrer atheistischen oder säkularen Einstellung inhaftiert sind – allein im Iran gibt es sehr viele Betroffene. Wir haben uns trotzdem entschieden, uns auf fünf Gefangene zu konzentrieren.
Mubarak Bala, Nigeria
24 Jahre Haft für „blasphemische“ Facebook-Einträge
Othman Mohamed Lehbib, Mauretanien
Seit drei Jahren unter dem Vorwurf der „Gotteslästerung“ inhaftiert
Mohamed Rusthum Mujuthaba (Rusthum Russo), Malediven
Vier Monate Haft für Kritik am Islam
Youssef Mehrad & Saadullah Fazli, Iran
Todesstrafe für „Beleidigung des Propheten“
Eine ausführlichere Darstellung ihrer Schicksale findet sich in der Rubrik Dokumentation. Im Humanistischen Pressedienst ist zudem ein Interview zu diesem Projekt erschienen. Wir danken allen, die uns bei der Erstellung der Liste unterstützt haben, insbesondere der Säkularen Flüchtlingshilfe und dem Zentralrat der Ex-Muslime Deutschland. An English version can be downloaded here.